Sammlung
Die koreanische Sammlung
Wie bei der chinesischen Kunst wurde auch Fischers Zugang zur koreanischen Kunst durch Japan vermittelt. Im Jahr 1905 reiste das Sammlerehepaar zum ersten Mal nach Korea, wo sie Kontakt zu den dort ansässigen Deutschen aufnahmen, etwa dem Lehrer Johannes Bolljahn, der an der ersten staatlichen Schule Koreas Deutsch unterrichtete. Für Reisen ins Landesinnere nutzte Fischer das Wissen der in Korea lebenden christlichen Missionare, die nicht selten ihre Missionstätigkeit mit dem Sammeln koreanischer Kunst verbanden.
Das Hauptinteresse Fischers galt der Suche nach den Ursprüngen der japanischen buddhistischen Kunst in Korea. Da er weder in Seoul, noch in Taegu oder Songdo „altbuddhistische“ Kunstwerke fand, brach er mit einer Pferdekarawane zu dem Diamantgebirge auf. Enttäuscht berichtet er, keine Zeugnisse alter oder hochwertiger Kunst gefunden zu haben. Feuer und Kriege hatten das meiste zerstört, und was übrig geblieben war, diente den japanischen Kriegsherren als Beute. So sind Fischers Aufzeichnungen mehr der Beobachtung des alltäglichen Lebens und den Zeugnissen schamanischer Religiösität gewidmet.
Auf ihren Ankaufsreisen zwischen 1910 und 1911 erwarben die Fischers einen Großteil der Keramiken und Bronzen, aber auch die wichtigsten Werke buddhistischer Malerei, die wegen ihrer hohen Seltenheit seit 2016 auf Kosten des koreanischen Staates im Nationalmuseum in Seoul restauriert und neu montiert wurden. Mehrmals besuchten die Sammler das in Seoul auf Veranlassung der japanischen Besatzung neu eingerichtete Museum im kaiserlichen Ostpalast. Fischer bot sich hier Gelegenheit, sein Auge zu schulen und die ihm zum Kauf angebotenen Objekte kritisch zu vergleichen, oder aber Anregungen für Ankäufe zu gewinnen. Interessanter Weise hielt er weder die Qualität, noch den Erhaltungszustand der profanen koreanischen Malerei des 16. und 17. Jhs für bedeutend, weshalb er sich nicht bemühte, Werke dieser Epoche anzukaufen.
Schwerpunkte
Keramik
Die koreanische Keramik ist mit über 70 Stücken sehr gut in der Sammlung vertreten. In der Mehrzahl handelt es sich um Seladone des 12. und 13. Jhs. Ihre grünliche, bläuliche oder hellgraue Glasur wurde von den Waren der chinesischen Wu-Yue-Dynastie (907–978) in Südostchina inspiriert. Die koreanischen Töpfer modifizierten aber Form und Glasur und entwickelten ab der zweiten Hälfte des 12. Jhs eine neue Einlegetechnik mit Tonschlicker (sanggam). Das Museum besitzt auch Porzellan des 18. Jahrhunderts, etwa einen in Kobaltblau bemalten Vorratstopf, der wahrscheinlich in den königlichen Manufakturen hergestellt wurde. Nach Einschätzung koreanischer Experten zählt die Sammlung des Kölner Museums zu den besten Kollektionen in Europa.
Buddhistische Malerei
In Korea war es Anfang des 20. Jhs schwer, buddhistische Malerei zu erwerben. Viele Bilder waren während des Feldzugs Toyotomi Hideyoshis (1592–1598) im 16. Jahrhundert entwendet und in japanische Tempel gebracht worden. Ein besonders kostbares Gemälde, das Fischer in Japan erwarb und von dem er annahm, es sei japanischen und nicht koreanischen Ursprungs, ist der Bodhisattva „Wasser-Mond-Guanyin“, der durch aufwändig dekorierte Gewänder und durchscheinend gemalte Schleier besticht. Unter den Gemälden der mittleren Joseon-Dynastie (1392–1911) ragt das Bild „Szenen aus dem Leben Buddhas: Der Aufbruch“ des späten 15. Jhs heraus. In dieser Periode wandten sich die koreanischen Herrscher vom Buddhismus ab und übernahmen die Staatsphilosophie des Neo-Konfuzianismus aus China. Zunehmend verlagerte sich der Buddhismus in die private Sphäre, wo er besonders von den weiblichen Mitgliedern des Hofes, aber auch von breiten Volksschichten praktiziert wurde.
Profane Malerei
Die Malerei der Joseon-Dynastie (1392-1911) spiegelt den Geschmack der Bildungselite (yangban), die durch den Neo-Konfuzianismus und das Studium der klassischen chinesischen Literatur geprägt war. Entsprechend hielt die Oberschicht das Ideal der chinesischen Literatenmalerei hoch und bevorzugte die monochrome Tuschmalerei. „Literat, einen Esel reitend“ ist ein gutes Beispiel. Das Sujet steht für den tugendhaften konfuzianischen Beamten, der die Einsamkeit einer korrumpierenden politischen Karriere vorzieht. Der Stellschirm “Vornehme Versammlung im Westgarten“ illustriert Szenen eines chinesischen Literatentreffens, das im Jahr 1088 stattgefunden haben soll. Berühmte Literaten fanden sich im Westgarten zusammen, um sich den eleganten Beschäftigungen des Dichtens, Malens und Schreibens, aber auch des Musizierens und Disputierens hinzugeben. Von rechts betritt der Betrachter mit den ankommenden Gästen den Garten (Detail). Das vierte Paneel zeigt den Kalligrafen Mi Fu (1051–1107) wie er seinen Pinsel auf einer Felswand schwingt (Detail), die folgenden Szenen präsentieren berühmte Gelehrte beim Schreiben und Malen (Detail). Ein breites Wolkenband schließt die Komposition nach oben ab und trägt eine 1794 datierte Aufschrift, die den chinesischen Text mit der Beschreibung der „Vornehmen Versammlung im Westgarten“ zitiert. Als Maler wird ein gewisser Songam genannt, der stilistisch dem Umfeld des Hofmalers Kim Hong-do (1745–1806) zuzurechnen ist.
Das Genre der in leuchtenden Mineralfarben ausgeführten volkstümlichen Malerei (minhwa) ist durch Werke aus dem Nachlass von Kurt Brasch vertreten. Beispielhaft sind Bilder mit Darstellungen von Symbolen für Glück, materiellen Wohlstand und langes Leben, die in Kombination mit den stilisierten Schriftzeichen der konfuzianischen Tugenden erscheinen.
Malerei und Druckgrafik der Moderne
In der koreanischen Kunstgeschichte beginnt die Moderne mit der japanischen Kolonialzeit ab 1910. Im Jahr 1911 eröffnete die erste Kunsthochschule in Korea, das „Institut für Kalligraphie und Kunst“ (Sohwa Misulhoe). Zum ersten Mal verwendete man in dem Namen einer Institution den Begriff „Kunst“. Unter den Absolventen gehörten Yi Sang-bom (1897-1972) und Kim Eun-ho (1892–1978) in den folgenden Jahrzehnten zu den einflussreichsten Vertretern der Moderne. Ab den 1950er Jahren öffnete sich die koreanische Kunstszene den verschiedenen internationalen Strömungen. Chang Woo-soung (1912–2005), einer der bedeutendsten Schüler Kim Eun-hos, wurde für seine Figurenmalerei mit skizzenhaft ausgeführten Umrisslinien berühmt. Das Bild „Greis“ besticht durch feine Pastelltöne und eine ausgewogene Komposition.
Mit der Unterstützung des Fördererkreises erwarb das Museum ein Konvolut von Minjung- oder Volks-Holzschnitten der 1980er Jahre. Sie reflektieren die Lebenswelt der koreanischen Arbeiter und Bauern, die von sozialen und politischen Spannungen geprägt war, hervorgerufen durch die rasche Industrialisierung und die strikte Militärherrschaft. Die Holzschnitte greifen diese Themen auf und folgen stilistisch den sozialkritischen Arbeiten von Holzschnittkünstlern wie Lu Xun (1881–1936) oder Käthe Kollwitz (1867–1945).
Metallarbeiten / Buddhistische Objekte
Während der Goryeo-Dynastie (918-1392) erlebte der Buddhismus als Staatsreligion eine große Blüte. Davon zeugen auch die Ritualobjekte aus Bronze, etwa ein Sûtrenbehälter, der zur Aufbewahrung von Abschriften buddhistischer Texte diente, die von den Gläubigen zur Anhäufung guter Verdienste gefertigt wurden. Auch in den dünn ausgehämmerten Almosenschalen für Mönche ist die schlichte Formschönheit Goryeo-zeitlicher Bronzen zu bewundern. Durch ein 2005 erworbenes Konvolut mit einer Wasserkanne vom Typ kundika, die zum Versprengen reinigenden Wassers vor buddhistischen Zeremonien diente, konnte ein Kriegsverlust ersetzt werden.
Holz- und Lackobjekte
Das früheste und bekannteste koreanische Lackobjekt des Kölner Museums ist ein Geschenkkasten für eine Hochzeit (yemulham) aus dem 15. Jh. Werner Speiser erwarb das Stück in den frühen 1960er Jahren bei dem renommierten Kunsthändler Mayuyama Ryûsendô in Tokyo. Der Dekor aus Perlmutt und Horn mit Untermalung, ebenso wie die Messingdrähte sind in den schwarzen Lackgrund eingelegt. Die beiden Phönixe weisen den Lackkastens als Hochzeitsgeschenk aus. Mit Schmuck gefüllt wurde er der Braut vom Bräutigam überreicht.
Die einzige bedeutende Holzskulptur der Sammlung ist die Figur eines „knabenhaften Dieners“ (dongja) des 17. bis 18. Jhs. Die dongja wurden mit kindlichen Körperproportionen und Gesichtszügen wiedergegeben und gehörten zu dem Gefolge buddhistischer Gottheiten. Das Exemplar des Kölner Museums trägt einen Phoenix wie ein Spielzeug mit beiden Händen vor der Brust; vermutlich gehörte es zu einer größeren Gruppe von dongya, die jeweils unterschiedliche Tiere als Symbole für die fünf Himmelsrichtungen in Händen hielten.
Mit freundlicher Unterstützung von
Die Ausstattung der Korea-Galerie wurde mit Unterstützung der Korea Foundation finanziert
Öffnungszeiten
Dienstag bis Sonntag 11–17 Uhr
1. Donnerstag im Monat
11-22 Uhr (ausgenommen Feiertage)
am 24., 25., 31.12 und 1.1. sowie am Tag des Köln-Marathon (6.10.24) geschlossen mehr
Eintrittspreise
€ 9,50 / € 5,50
Wegen Ausstellungsumbau gilt bis 29.11. ein ermäßigter Eintrittspreis von € 7,50 / € 4,50
KölnTag jeden ersten Donnerstag im Monat (Feiertage ausgenommen): freier Eintritt für alle Kölnerinnen und Kölner (mit Nachweis)
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Anfahrt
Öffentliche Verkehrsmittel: Straßenbahn Linien 1 und 7 sowie Bus Linie 142 bis Haltestelle „Universitätsstraße“
Parkplatz am Museum
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Barrierefreiheit
Das Museum ist Barrierefrei. Behindertentoilette vorhanden.
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Museum für
Ostasiatische Kunst Köln
Universitätsstraße 100
50674 Köln
Kasse 0221.221-28617
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