Adolf Fischer im Raum buddhistischer Kunst im neu eröffneten Museum für Ostasiatische Kunst 1913, Museum für Ostasiatische Kunst Köln © RBA
Adolf Fischer neben einer chinesischen Grabwächterfigur der Tang Dynastie (618–907), um 1913, Museum für Ostasiatische Kunst Köln © RBA

Museum | Geschichte

Geschichte und Mission des Museums

Nach dem Willen des Sammlerehepaars Adolf Fischer (1856–1914) und seiner Frau Frieda (1874–1945), sollte das 1909 gegründete und 1913 eröffnete Museum für Ostasiatische Kunst in Köln alle Gattungen und Epochen ostasiatischer Kunst präsentieren. Besonders am Herzen lag den Museumsgründern die Überzeugung, dass es jenseits aller geografischen und kulturellen Unterschiede eine Weltkunst gibt, in der europäische und ostasiatische Kunstwerke höchsten Ranges miteinander korrespondieren.

Geschichte

Adolf Fischer argumentierte zum Beispiel, die Besucher sollten am Hansaring Gelegenheit haben, sich christliche Kunst im Schnütgen Museum und danach buddhistische Kunst im benachbarten Museum für ostasiatische Kunst anzuschauen, des Weiteren die kunsthandwerklichen Sammlungen im damaligen Museum für Kunst und Gewerbe mit den entsprechenden Erzeugnissen Ostasiens vergleichend betrachten. Diese Position, welche die Gleichwertigkeit von christlicher und buddhistischer, europäischer und ostasiatischer Kunst postulierte, war zu Beginn des 20. Jahrhunderts revolutionär und ist auch heute keine Selbstverständlichkeit.

Weimarer Republik, Nationalsozialismus und Kriegszerstörung

Wenige Monate nach der Eröffnung des Museum im Oktober 1913 verstarb Adolf Fischer. Die Stadt Köln errichtete für den Museumsgründer auf dem Friedhof Melaten ein Ehrengrab, das von dem Bildhauer Georg Grasegger (1873–1927) gestaltet wurde.

Wie im Stiftungsvertrag vorgesehen, trat Frieda Fischer die Nachfolge ihres Mannes an und führte das Museum durch die schwierige Zeit des Ersten Weltkriegs und der Weimarer Republik. In zweiter Ehe mit dem Juristen Professor Dr. Alfred Ludwig Wieruszowski (1857-1945) verheiratet, wurde sie 1937 in Missachtung aller ideellen und finanziellen Ansprüche aus dem ursprünglichen Stiftungsvertrag wegen der jüdischen Abstammung ihres Mannes aus dem Amt vertrieben. Die Museumsleitung ging auf den Direktor des Museums für Kunst und Gewerbe über; erst 1951 erhielt das Museum für Ostasiatische Kunst in Professor Dr. Werner Speiser wieder einen eigenen, fachlich kompetenten Direktor. In der Zeit der nationalsozialistischen Verfolgung lebten Frieda Fischer-Wieruszowski und ihr Mann völlig entrechtet. Offenbar trugen Frieda Fischers 1938 bzw. 1942 erschienenen Buchveröffentlichungen über die mit Adolf Fischer unternommenen Ankaufsreisen in Japan und China dazu bei, die Deportation in ein Konzentrationslager zu verhindern. Sie verstarb wenige Monate nach ihrem Mann vollkommen verarmt in Berlin. Auf Wunsch ihrer Familie wurden ihre sterblichen Überreste 1952 auf dem Friedhof Melaten an der Seite von Adolf Fischer beigesetzt.

Das Museum war 1944 den Bomben zum Opfer gefallen. Ein Großteil der in Salinen in Süddeutschland ausgelagerten Sammlungsbestände überlebte den Krieg. Allein die überwiegend kleinformatigen Objekte, die in einem Bunker bei Köln deponiert waren, gingen durch Diebstahl verloren.

Einbruchdiebstahl am Museum für Ostasiatische Kunst Köln
am 13. September 2023

Stellungnahme der Direktorin

In der Nacht vom 12. auf den 13. September 2023 haben Unbekannte neun chinesische Porzellanobjekte aus der Sammlung des Museums für Ostasiatische Kunst entwendet. Das Sicherheitspersonal vor Ort blieb unverletzt und konnte umgehend die Polizei verständigen. Die Direktorin und weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Museums konnten noch in der Nacht den Schaden begutachten. Die gestohlenen Stücke (unten aufgelistet), die auf das 16. bis 19. Jahrhundert datieren, stammen alle aus kaiserlichem Kontext.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Museums für Ostasiatische Kunst sind im Angesicht dieses Einbruchdiebstahls fassungslos und zutiefst betroffen. Mehr als um den finanziellen Verlust und materiellen Schaden trauert das Museum um seinen ideellen Verlust: Fast alle der geraubten Objekte zählten zum Gründungsbestand des Hauses, den das Ehepaar Adolf und Frieda Fischer zwischen 1906 und 1911 für das Museum in China erwarb und in seinem Ankaufstagebuch detailliert dokumentierte. Unter den entwendeten Objekten befand sich weiters ein gelbglasierter Teller aus der Ming-Dynastie, der 2015 als Schenkung des Fördererkreises des Museums für Ostasiatische Kunst jüngst Eingang in die Sammlung gefunden hatte. Das kaiserliche Porzellan, welches in den entsprechenden Ären seiner Manufaktur eine technische und stilistische Hochblüte erfuhr, wurde in der Regel seriell produziert; Einzelstücke sind heute oftmals nur noch rar vorhanden. Alle der aus dem Museum entwendeten neun Objekte tragen auf eigene Weise ikonischen Charakter. Sie und deren einzigartige Sammlungsgeschichte sind mit der Identität des Hauses fundamental verwachsen. Kunst- und kulturhistorisch sind sie von unschätzbarem Wert.

Dem aktuellen Einbruchdiebstahl gehen in diesem Jahr ein Einbruch mit misslungenem Versuch des Diebstahls im Januar sowie ein Einbruchsversuch im Juni voraus. Im Januar wurden die Sicherheitsvorkehrungen im Haus massiv verstärkt, baulich, hinsichtlich der Sicherheitssysteme, personell. Der aktuelle Einbruch am 13. September wurde mit großem Aufwand und massiver Gewalteinwirkung vollzogen. Die hierauf getroffenen Sicherheitsmaßnahmen wurden in enger Absprache mit dem Sicherheitsberater des Museums, der Kriminalpolizei vor Ort sowie dem Kulturdezernat der Stadt Köln umgesetzt. Während die Ermittlungsarbeiten derzeit noch laufen, arbeitet das Museum den Vorfall in Zusammenarbeit mit den beteiligten Instanzen auf und überprüft, wie die Sicherheitsmaßnahmen im Haus weiter auszubauen sind.

Bei den aktuellen Ermittlungen ist das Bundeskriminalamt involviert, die gestohlenen Objekte sind von Interpol zur Fahndung ausgeschrieben. Die internationale Dimension der Ermittlungen entspricht der kulturellen Bedeutung und dem finanziellen Wert des Diebesguts. Die Objekte sind sehr gut dokumentiert und daher eindeutig identifizierbar, und so ist zu hoffen, dass diese ihren Weg in die Museumssammlung zurückfinden. Das Museum für Ostasiatische Kunst, das seit Juli 2023 unter neuer Leitung steht, wünscht sich, den unglücklichen Vorfall für sich und die Museumswelt sinnvoll und nachhaltig nutzbar zu machen. Die öffentliche Thematisierung des Kunstraubs, etwa in Form einer Unterseite auf der Museums-Webseite oder eines geplanten Sonderbereichs im Ausstellungsraum, erfüllt hierbei eine wichtige Rolle im initialen Umgang mit dem Verlust, um auf die gezielte, professionalisierte kriminelle Aktivität hinzuweisen, die sich in Europa in den letzten Jahren an vielen Orten durch Museumseinbrüche manifestiert hat. Die Relevanz systematischen Kunstraubs als derzeit verbreitetes Phänomen ist langfristig sichtbarer zu machen: Hierbei dient der aktuelle Einbruchdiebstahl am Museum für Ostasiatische Kunst als ein Weckruf, nicht nur in Köln, sondern auch landes- und weltweit.

Nähere Informationen zum Einbruch können aus ermittlungstaktischen Gründen zu diesem Zeitpunkt nicht veröffentlicht werden.

Zum Wert der gestohlenen Sammlungsstücke kann aus versicherungstechnischen Gründen aktuell keine Angabe gemacht werden.

Shao-Lan Hertel
Wissenschaftliche Direktorin
Museum für Ostasiatische Kunst Köln

22. September 2023

Liste gestohlener Objekte (pdf)

Museum

Öffnungszeiten

Dienstag bis Sonntag 11–17 Uhr
1. Donnerstag im Monat
11-22 Uhr (ausgenommen Feiertage)
am 24., 25., 31.12 und 1.1. sowie am Tag des Köln-Marathon geschlossen mehr

Eintrittspreise

€ 9,50 / € 5,50

Wegen Ausstellungsumbau gilt bis 29.11. ein ermäßigter Eintrittspreis von € 7,50 / € 4,50 

KölnTag jeden ersten Donnerstag im Monat (Feiertage ausgenommen): freier Eintritt für alle Kölnerinnen und Kölner (mit Nachweis)
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Anfahrt

Öffentliche Verkehrsmittel: Straßenbahn Linien 1 und 7 sowie Bus Linie 142 bis Haltestelle „Universitätsstraße“
Parkplatz am Museum
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Barrierefreiheit

Das Museum ist Barrierefrei. Behindertentoilette vorhanden.
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Ostasiatische Kunst Köln
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50674 Köln
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