Die illustrierten Reiseberichte der europäischen Jesuitenmissionare, Kaufleute und Gesandten des 17. und 18. Jahrhunderts beschreiben China als ein Land, in dem Frieden, Wohlstand und Religionsfreiheit herrschen. Vor dem Hintergrund der Inquisition und der Religionskriege verkörpert es für die Philosophen der Aufklärung das Ideal eines Staates ohne Kirche und Adel, mit einem auf Leistung statt auf Herkunft basierenden Beamtensystem und einer bis in die Unterschicht gebildete Bevölkerung.
Im 16. Jahrhundert landen portugiesische Handelsschiffe an Japans Küste. Neben Feuerwaffen bringen sie christliche Missionare ins Land, die ihre Anhänger zur Zerstörung von Tempeln und Schreinen ermutigen. Um die militärische Aufrüstung der Feudalfürsten zu verhindern, weist der Tokugawa-Shogun die Portugiesen und Spanier aus. Der Handel mit Europäern beschränkt sich fortan auf die Niederländer, die keine missionarischen Interessen verfolgen. Sie dürfen Niederlassungen auf der künstlichen Insel Dejima errichten.
Das MOK präsentiert mit dieser Ausstellung seine kostbare Kollektion europäischer Reiseberichte des 17. bis 19. Jahrhunderts aus dem Legat Hans-Wilhelm Siegel (1903-1997): Zum Beispiel die Originalausgabe von Athanasus Kircher: China Illustrata (Amsterdam, 1667) mit dem berühmten Porträt des Kölner Jesuitenmissionars Adam Schall von Bell (1591-1666) in der Tracht eines chinesischen Hofbeamten. Die Sammlung enthält auch Reiseberichte zu Japan, wie die „Beschreibung von Japan“ (Amsterdam, 1733) des Arztes Engelbert Kämpfer, die als erstes wissenschaftliches Standardwerk gilt.
Im Zeitalter des Kolonialismus ändert sich die europäische Sicht. Durch den Handel mit Porzellan, Tee und Seide erzielt China einen gewaltigen Handelsüberschuss, doch lehnen die Qing-Kaiser diplomatische Beziehungen ab und sehen keinen Bedarf für den Import europäischer Produkte. England beschließt, die begehrten chinesischen Waren gegen Opium aus Indien zu erwerben und entfacht die Opiumkriege (1839-42, 1856), die Chinas militärische Unterlegenheit offenbaren. Durch die „Ungleichen Verträge“ erzwingt der Westen Pacht- und Konzessionsgebiete für den Freihandel. China verliert die Souveränität über seinen Außenhandel. Im Jahr 1911 geht das Kaiserreich unter.
Japan wird 1854 durch den amerikanischen Commodore M. C. Perry zur Öffnung seiner Häfen gezwungen. Die Reformen der Meiji-Periode und der damit einhergehende wirtschaftliche Aufschwung führen dazu, dass Japan sich im frühen 20. Jahrhundert unter die imperialistischen Kolonialmächte einreiht.
Neben den Reiseberichten zeigt die Ausstellung Porzellan, Glas, Malerei, und Textilien aus China und Japan. Die Stücke des 17. und 18. Jahrhunderts spiegeln den inspirierenden künstlerischen Austausch und dem kreativen Dialog zwischen Europa und dem Fernen Osten. Holzschnitte, historische Fotografien und Souvenirkunst des 19. und frühen 20. Jahrhunderts zeugen von künstlerischer Stagnation, aber auch von dem Rassismus der europäischen Kolonialmächte. Zu den Höhepunkten der Schau zählt ein mit aufwändigen Stickereien und dem kaiserlichen Siegel versehenes diplomatisches Schreiben aus dem Jahr 1908. Darin bittet der Kaiser von China den deutschen Kaiser um Unterstützung eines Gesandten, der zum Studium der konstitutionellen Monarchie nach Deutschland reisen sollte. Wegen eines Attentats in Peking fand die Mission nie statt.
Die Ausstellung wirft ein Licht auf die mehr als 500-jährige Geschichte des Austauschs zwischen Europa und dem Fernen Osten. Der Kolonialismus des 19. Jahrhunderts prägt den europäischen Blick auf China und Japan bis heute. Darüber ist das Bewusstsein der gegenseitigen geistigen und künstlerischen Inspiration, die Europa mit Ostasien verbindet, in Vergessenheit geraten.
Unterstützt von
Fördererkreis des Museums für Ostasiatische Kunst Köln
Orientstiftung zur Förderung der Ostasiatischen Kunst
Fotos: Rheinisches Bildarchiv Köln, Marion Mennicken
Öffnungszeiten
Dienstag bis Sonntag 11–17 Uhr
1. Donnerstag im Monat
11-22 Uhr (ausgenommen Feiertage)
am 24., 25., 31.12 und 1.1. sowie am Tag des Köln-Marathon geschlossen mehr
Eintrittspreise
€ 9,50 / € 5,50
Wegen Ausstellungsumbau gilt bis 29.11. ein ermäßigter Eintrittspreis von € 7,50 / € 4,50
KölnTag jeden ersten Donnerstag im Monat (Feiertage ausgenommen): freier Eintritt für alle Kölnerinnen und Kölner (mit Nachweis)
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Anfahrt
Öffentliche Verkehrsmittel: Straßenbahn Linien 1 und 7 sowie Bus Linie 142 bis Haltestelle „Universitätsstraße“
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Das Museum ist Barrierefrei. Behindertentoilette vorhanden.
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Ostasiatische Kunst Köln
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